Christoph Haberland führte das Stadtbild Rigas aus dem Mittelalter in das Zeitalter der Aufklärung und gilt heute als Meister des Klassizismus in Lettland. Seine Werke beweisen seine Sicht auf die Architektur als ein Gesamtkunstwerk, das bildschöpferische Konzeptionen verfolgt. Seine Handschrift bringen insbesondere zwei Sakralwerke zum Ausdruck. Ihrer Zeit voraus ist die rund gestaltete evangelische Kirche von Katlakalns bei Riga, die 1794 fertiggestellt wurde. Dem Pantheon in Rom nachempfunden hält sich dieser Kirchenbau an die geometrische Klarheit des Klassizismus. Die lichtdurchflutete Kirche von Alūksne (1781–1788) ist ein weiteres eindrucksvolles Beispiel seines Schaffens. Seine legendäre barock-klassizistische Marmorkanzel der St. Petrikirche, die 1793 nach seinen Plänen in Italien erbaut wurde, ist leider im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.
Das Wirken von Haberland prägte maßgeblich die Altstadt von Riga. Trotz der Enge der mittelalterlichen Baustruktur, wirken seine Gebäude monumental. Typisch für Haberlands Baustil sind Häuser mit drei Stockwerken und einem Mansardendach sowie einem Innenraum, der um eine runde oder ovale Haupthalle organisiert wird. Beispielhaft dafür ist das Stadthaus in der Šķūņu iela 17 in Riga, das Haberland für den Ratsherrn Johann Samuel von Hollander (1754–1799) baute. Inspiriert von den klassischen Bauten der römischen und antiken griechischen Zeit schmückte er die Innenräume seiner Bauwerke mit Säulen, Nischen und diversen dekorativen Elementen. Die Säulenhalle des Historischen Museums der Stadt Riga und der Schifffahrt ist eines der prächtigsten Beispiele dafür.
Als Maurersohn durchlief er zunächst bei seinem Vater die Lehre, nach der er dem Stadt-Werkmeister Johann Peter Leicht 1767–1768 assistierte. Anschließend ging er auf die Walz – vorwiegend in Berlin und Dresden – und kehrte im Jahr 1777 nach Riga zurück, um im Folgejahr die Meisterprüfung zu absolvieren. Der Rigaer Rat ernannte ihn im selben Jahr zum Adjunkten des Stadt-Werkmeisters. Nach dem Tod von Leicht im Jahre 1789 folgte Haberland ihm im Amt, das er bis 1797 bekleidete.
Viele seiner Gebäude wurden im Laufe der Zeit zerstört, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs. Sämtliche der noch heute in Lettland erhaltenen mehr als 17 Gebäude oder Teilbauten von Haberland zählen zu den herausragenden architektonischen Schätzen Lettlands. Das Werk Haberlands diente als Inspiration für andere auch über seinen Tod hinaus. So gestaltete August Reinberg 1900–1902 die Hauptfassade des damaligen russischen Theaters (heute das Nationaltheater) der Stadt Riga unter Einfluss von Haberland. Christoph Haberland liegt auf dem Großen Friedhof von Riga, der heute ein öffentlicher Park ist, neben vielen anderen bedeutenden Persönlichkeiten der lettischen Geschichte begraben.
Roberts Putnis