Die Suiti sind eine kleine ethnische Gemeinschaft in einem Gebiet an der Ostsee im Westen Lettlands, das die Gemeinden Alsunga, Basi, Gudenieki und Jūrkalne umfasst. Sie unterscheiden sich durch ihre auffällig farbigen Volkstrachten und ihren charakteristischen Bordun-Gesang vom lettischen Kulturraum. Ihre Gesangsform wird mittlerweile auch in der katholischen Liturgie der Region genutzt, wobei der Gesang mit religiösen Texten in lateinischer Sprache kombiniert wird. Er wird beispielsweise bei den traditionellen Maigesängen am Kreuz genutzt. Im Alltag und in den Volksliedern verwenden die Suiti einen Dialekt der lettischen Sprache. Der Bordun hat sich durch die Suiti auch in anderen katholisch geprägten Regionen Lettlands verbreitet.
Die kräftigen Farben Orange, Rosa, Rot und Gelb sind typisch für die Trachten der Suiti und finden sich auf Umhängen, Röcken, Jacken und Kopftüchern. Die Volkstracht kann mit perlenbesetzten Pulswärmern, farbigen Wollsocken und Blusen mit farbig abgesetzten Kragen ergänzt werden. Im Mittelpunkt der Volkstrachten für Frauen steht eine mit Symbolen verzierte, geschmiedete Brosche. Zur Förderung des traditionellen Trachtenhandwerks wurde 2014 ein Buch über das kulturelle Erbe der Suiti publiziert.
Der charakteristische Bordun-Gesang der Suiti, der ebenfalls Teil des lettischen Kulturkanons ist, wird zumeist von Frauenchorgruppen vorgetragen. Die Gesänge mögen zunächst monoton wirken, sie entfalten aber ihre Kraft durch ihre humorigen und oft hintergründigen Texte, die stets in anderer Form zusammengestellt werden können.
In den vergangenen Jahren werden verstärkt alte Traditionen der Suiti, wie Hochzeitsriten, Volkslieder, Tänze und Melodien, erforscht und wiederbelebt. Die Gesangsgruppen „Suitu sievas“ (gegründet 1955), „Maģie suiti“ (1959), „Gudenieku suiti“ (1965) und die Folkloreensembles „Krētainie suiti“ und „Basu suiti“ erhalten Lieder und Melodien der Suiti und geben sie weiter. Seit 2014 belebt die Folkloregruppe „Suitu dūdenieki“ das traditionelle Spiel mit Koklen und Sackpfeifen. Im Jahr 2016 wurde ein Liederbuch mit Hochzeitsliedern herausgegeben.
Die Suiti bilden eine sehr kleine Gemeinschaft in Lettland. Für den Erhalt des Kulturraums ist es bedeutend, dass die Einwohner möglichst in ihrer Heimatregion bleiben. Dies wird auch bei politischen Beschlüssen, wie beispielsweise der letzten Gebietsreform, berücksichtigt. Hier wurde darauf geachtet, den Kulturraum nicht in verschiedene Landkreise aufzuteilen.
Das kulinarische Erbe der Suiti umfasst Speisen mit Zutaten aus regionalem Anbau. Das bekannteste Gericht sind wohl die Sklandrauši. Dies sind süße Törtchen aus Roggenteig, die mit einer Paste aus Kartoffeln und Möhren gefüllt werden. Eine andere typische Speise ist der Sauerbrei (lettisch: skābputra) aus Dickmilch, saurer Sahne und Gerstenbrei. Diese und weitere Gerichte, wie Haferkissel, Blutwurst und Milchsuppe mit Mehlknödelchen finden sich auf vielen Speisekarten in der Region und können von jedermann einfach zubereitet werden.
Die Weitergabe der regionalen Traditionen ist die Grundlage für den Fortbestand der Suiti. Besondere Verdienste um das kulturelle Erbe hat sich Grigorijs Rozentāls (geb. 1967) erworben, der den Verein Suitu novads gegründet hat und auf dessen Initiative der Kulturraum der Suiti in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Dace Martinova (geb. 1975) und Māra Rozentāle (geb. 1982) arbeiten gegenwärtig für den Erhalt und die Weitergabe des kulturellen Erbes der Gemeinschaft, indem sie Veranstaltungen über die Suiti und Sommercamps für Kinder organisieren. In den Schulen der Region wird der Dialekt der Suiti unterrichtet, wozu neues Unterrichtsmaterial zur Verfügung steht. 2015 fand das erste Volkstanzfest der Suiti statt. Die Tradition des Bordun-Gesangs wird seit 2017 im Rahmen eines eigens geschaffenen Internationalen Bordun-Festivals fortgeführt. Die Internetseite des Kreises Suiti www.suitunovads.lv hält Informationen zu den Suiti sowie zu aktuellen Veranstaltungen bereit.
Jens Grabowski